Deutschland ist Transitland für eines der größten Wildtierverbrechen der Welt
Zum ersten Mal wurden an einem deutschen Flughafen Wildtierschmuggler erwischt, die versucht haben lebende Jungtiere des Europäischen Aals, sog. Glasaale illegal nach Asien zu transportieren. Wie der deutsche Zoll mitteilte, wurde am Mittwoch den 28. November am Flughafen Frankfurt am Main ca. 2.000 Fische, verpackt in mit Wasser und Sauerstoff gefüllten Plastikbeuteln beschlagnahmt. Seit 2010 ist der Handel Europäischer Aale über die Europäische Außengrenze hinaus verboten. Grund ist ein starker Bestandsrückgang.
„Der Vorfall ist leider keine Überraschung und es war nur eine Frage der Zeit bis auch in Deutschland Glasaal - Schmuggler gefasst werden", sagt Florian Stein, Aalhandel-Experte der Europäischen NGO Sustainable Eel Group (SEG). „ Im letzten Winterhalbjahr wurden in Europe fast sechs Tonnen, das sind etwa 18 Millionen Glasaale, vorwiegend an europäischen Flughäfen und bei gezielten Polizeioperationen beschlagnahmt. Spanischen Polizei-Informationen zufolge sollten mindestens 720.000 dieser Glasaale in Koffern von Portugal und Spanien über Frankfurt und München nach Asien transportiert werden. Die Dunkelziffer liegt vermutlich weit darüber."
Auf dem Schwarzmarkt können mit diesem Wildtierschmuggel ähnlich hohe Preise erzielt werden wiebeim Drogen- oder Waffenschmuggel. Im Schnitt liegt der Preis für ein Kilogramm geschmuggelte Glasaale bei etwa 1500€. Im Januar 2018 sollen für ein Kilogramm lebender Europäischer Glasaale, aufgrund einer besonders hohen Nachfrage in Asien sogar bis zu 6.000€ gezahlt worden sein. Aale können aufgrund ihres komplexen Lebenszyklus bisher nicht in Gefangenschaft reproduziert werden. Deshalb ist die Aalaquakultur auf wildgefangene Glasaale angewiesen, die dann in der Aquakultur bis zur Marktreife gemästet werden. Die Nachfrage aus China ist besonders hoch. In chinesischen Aalfarmen werden etwa 85 % des globalen Aal-Konsums erzeugt.
Ein Kilogramm Glasaal enthält ungefähr 3.000 Individuen, aus denen sich, in Abhängigkeit von Überlebensrate und Marktgewicht, verarbeitete Filets (Kabayakistyle) mit einem Marktwert von bis zu 30.000 € erzeugen lassen. Europol schätzt, dass jährlich etwa 100 Tonnen lebender Glasaale illegal nach Asien exportiert werden. Der jährliche Bedarf für die Europäische Aquakultur und Besatzmaßnahmen liegt hingegen bei nur etwa 30 Tonnen.
„Wenn Europol richtig liegt, wird jedes Jahr etwa ein Viertel des europäischen Glasaalaufkommens illegal nach Asien exportiert. Das dies eine negative Auswirkung auf den Bestand hat und gleichzeitig die enormen Anstrengungen untergräbt, die wir in Europa leisten, damit sich der Bestand wieder erholen kann, wird jedem einleuchten" ergänzt Florian Stein. Folglich kann eine Bestandserholung nur erreicht werden, wenn die Bekämpfung des illegalen Handels von den Europäischen Mitgliedsstaaten noch effektiver umgesetzt wird, so wie es die Fischereiminister Ende 2017 in einer gemeinsamen Erklärung vereinbart haben."
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Quellen:
http://www.zoll.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/Artenschutz/2018/z76_glasaalen.html
https://circabc.europa.eu/sd/a/49ab3fc9-646b-4b35-ac42-f0333479ce24/54_summary_srg.pdf
http://www.guardiacivil.es/en/prensa/noticias/6121.html
www.fao.org/fishery/statistics/software/fishstatj/en
(2018)
unveröffentlichte Schätzungen der Sustainable Eel Group (SEG)
https://www.europol.europa.eu/newsroom/news/glas-eel-traffickers-earned-more-eur-37-million-illegal-exports-to-asia
http://www.sustainableeelgroup.org/wp-content/uploads/2018/05/SEG-Report-2018-1-V2.pdf
https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-15687-2017-INIT/en/pdf
KONTAKT
Mail: f.stein@sustainableelgroup.org (Florian Stein)
Telefon: + 44 (0) 7887 993924 (Chairman Andrew Kerr)
Web: www.SustainableEelGroup.org