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Newsletter Nr. 2:
Liebe Aalfreunde,
das LFV-Aalprojekt „Monitoring und Evaluation der Aalbestände in NRW“ wird vom Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) gefördert. Es umfasst ein landesweites Monitoring, in dem der aktuelle Bestand des Aals erfasst werden soll.
Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die verschiedenen Stadien des Aals zu erfassen und wenden dazu teils innovative Methoden an. Einige spannende Ergebnisse aus dem ersten Untersuchungsjahr, möchten wir Ihnen heute gerne vorstellen:
Um den natürlichen Zuzug von jungen Aalen von den Küsten zu erfassen, haben wir in ausgewählte Gewässer, die nicht mit Glasaalen besetzt wurden, Steigaalrinnen installiert. Im letzten Jahr haben wir zwei solcher Rinnen nahe der niederländischen Grenze eingesetzt. Leider hatten wir mit starken Hochwassern zu kämpfen. Trotzdem konnten zwei Steigaale und somit ein natürlicher Aufstieg nachgewiesen werden. Im April 2025 wurde eine weitere Steigaalrinne an der Löwenberger Landwehr eingebracht, die nun ehrenamtlich von einem Angler kontrolliert wird. Schauen Sie sich dazu gerne unser Video auf dem YouTube-Kanal des Fischereiverbandes NRW an: Steigaale in NRW?!
Erste Kontrollen konnten bereits Aufsteiger für die „Steigaalrinnensaison 2025“ erfassen.
Um die Gelbaalbestände des Rheins zu erfassen, verwenden wir Spezialreusen, die von Nebenerwerbsfischern im Rhein ausgebracht und kontrolliert werden. Jeweils für vier Monate wurden im Jahr 2024 fünf Reusen pro Nebenerwerbsfischer exponiert und regelmäßig geleert.
Insgesamt konnten 441 Aale mit Hilfe der Spezialreusen gefangen werden. Die Daten zeigen ein Längenspektrum von 15 – 87 cm, wobei die Totallängen in den Monaten August und September deutlich größer waren als in den Monaten Juni und Juli. Der CPUE (gefangene Aale pro Tag) sank im Verlauf der Untersuchungsmonate ab. Das lässt auf eine vermehrte Wanderung vor allem von kleineren Tieren im Frühling/Frühsommer im vergangenen Jahr schließen.
Insgesamt 40 Aalkörbe wurden 2024 landesweit in verschiedenen Fließgewässern installiert. Mit diesen Fanggeräten wurden in den vier Einzugsgebieten (Rhein, Maas, Ems und Weser) über fünf Monate Aale von Anglerinnen und Anglern gefangen und hinsichtlich Länge und Gewicht standardisiert protokolliert.
Insgesamt konnten in der Fangperiode 2024 zwanzig verschiedene Fischarten mit Hilfe der Aalkörbe nachgewiesen werden. Ziel war es zwar vorrangig Aale zu erfassen, doch auch weitere Fänge wurden protokolliert.
Insgesamt wurden 476 Aale mit Hilfe von engagierten Angler*innen nachgewiesen, die die Aalkörbe alle 2 – 3 Tage kontrolliert und die Ergebnisse protokolliert haben. Es konnten Individuen zwischen 17 cm und 97 cm nachgewiesen werden, wobei die meisten Aale eine Totallänge von 40 – 80 cm aufwiesen. In der Weser wurden die meisten Aale gefangen, die tendenziell etwas kleiner waren, in der Ems dagegen etwas größere Tiere. Im Rheineinzugssystem konnten für die Lippe und die Wupper ein relativ gutes Vorkommen verzeichnet werden.
Auch der Korpulenzfaktor der Aale wurde ausgewertet. Über diesen Wert kann auf die Kondition, also auf den Gesundheitsstatus, der Fische geschlossen werden. Der durchschnittliche Korpulenzfaktor der Aale lag bei 0,22 (± 0,08), wobei die höchsten Werte in Berkel, Nethe und Sieg erreicht wurden.
Um ein umfängliches Bild über die Verbreitung des Aals in NRW zu erstellen, haben wir auf der LFV-Homepage eine Umfrage durchgeführt. Dabei ging es vor allem um die Aalangelei und Ihre persönliche Einschätzung zur Situation des Aals. Es ergaben sich spannende Ergebnisse.
Im ersten Teil der Umfrage bezogen wir uns auf die Angelei auf Aal. Von den 213 Teilnehmenden der Umfrage wurden insgesamt 833 Aale im Jahr 2024 gefangen. Die meisten Fänge stammten dabei aus der Lippe (244). Pro Person wurden hier im Mittel 12,7 Aale gefangen. In der Weser wurden insgesamt 105 Aale gefangen. Da nur 5 Meldungen vorliegen, konnten hier im Mittel 21,0 Aale pro Person gefangen werden. Im Rhein wurden 107 Aale gefangen (Mittelwert: 15,3).
Tabelle 1: gefangene Aale im Jahr 2024 pro Gewässer
Gewässer | gefangene Aale | Mittelwert | Meldungen |
DEK | 75 | 8,33 | 9 |
Lippe | 241 | 12,68 | 19 |
Ruhr | 66 | 3,30 | 20 |
Weser | 105 | 21,00 | 5 |
Ems | 14 | 3,50 | 4 |
Rhein | 107 | 15,29 | 7 |
Kanäle | 225 | 5,92 | 38 |
Es zeigte sich aber, dass nur 18% der teilnehmenden Angler*innen, häufig oder eher häufig gezielt auf Aal angeln. Dies mag zum Teil daran liegen, dass der Fangerfolg in den letzten 5 Jahren als stark abnehmend beschrieben wird. Eine (starke) Abnahme der Aalfänge wird von 65% der Befragten angegeben.
Zum anderen ist den Befragten die Bedrohungslage des Aals sehr bewusst. 53% der Teilnehmenden hat schon einmal tote oder verletzte Aale in einem Gewässer gesehen. Die häufigsten Sichtungen fanden in den Kanälen oder in größeren Fließgewässern wie Rhein, Ruhr und Lippe statt.
Abbildung: Was glauben Sie, was die größte Bedrohung für den Aal ist?
Die fehlende Durchgängigkeit und Verbauung der Gewässer wurde als größte Bedrohung für den Aal gewertet (41% der Befragten), davon wurde die Wasserkraft am häufigsten genannt. Als zweitgrößte Bedrohung wurde der kommerzielle/illegale Glasaalfang und -handel genannt (21%). An der Atlantikküste werden die jungen Glasaale gefangen und zum großen Teil für Besatzmaßnahmen verkauft. Ein Teil geht auch an den kommerziellen Handel. Seit vielen Jahren steht der Handel von Glasaalen in der Kritik, da auch der illegale Handel über Schmuggelwege betrieben wird. Dies soll durch strenge Handelsvorschriften verhindert werden. Eine weitere Bedrohung für Aale auf ihrer Wanderung sind verschiedene Prädatoren (17%), wobei am häufigsten der Kormoran genannt wurde. Weiter wahrgenommene Bedrohungen für unseren Aalbestand waren: Fischerei allgemein (5%), Angelfischerei (4%), Verschmutzung (2%), Krankheiten (3%), Klimawandel (3%) und Sonstiges wie Mensch, Schifffahrt, … (4%).
Hier stimmt der Eindruck der Angler*innen mit dem tatsächlichen Stand der Wissenschaft gut überein. Auch in aktuellen Modellierungen zum Aal (GEM), werden die fehlende Durchgängigkeit/Wasserkraft, Fischerei und Prädation durch den Kormoran als größte Einflussfaktoren bewertet.
Eine Strategie, den Bestand des Aals zu unterstützen, ist der Besatz in geeignete Gewässer, aus denen die Blankaale möglichst ungehindert abwandern können. Unter den Teilnehmenden der Umfrage, gaben 87% an, positiv gegenüber dem Besatz von Aalen eingestellt zu sein. Nur 6% sind einem Besatz gegenüber kritisch oder ablehnend eingestellt. Als Kritikpunkt wurde die fehlende Durchgängigkeit der Gewässer genannt.
Ein Ziel unserer Arbeit ist es, den Aal stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Dazu haben wir in den vergangenen Monaten an öffentlichen Veranstaltungen teilgenommen. Weitere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter den folgenden Verlinkungen:
Außerdem berichten wir regelmäßig über Aktionen zum Aal auf der LFV-Instagramseite und dem YouTube-Kanal des Fischereiverbandes NRW.
Petri Heil,
Svenja Storm & Anika Salzmann
Newsletter Nr. 1:
Liebe Aalfreunde,
gerne möchten wir Sie ab heute in regelmäßigen Abständen (quartalsweise) über den Aal und unser großes Schutzprojekt informieren. In der Vergangenheit gab es einen Aal-Newsletter vom LANUV, an den wir gerne anschließen möchten. Zurzeit laufen mehrere EMFAF-finanzierte Projekte. Zum einen führt der LFV ein großes landesweites Monitoring durch, in dem der aktuelle Bestand des Aals erfasst werden soll. Dieses Projekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren und beinhaltet verschiedene Methodiken, über die wir Sie gerne informieren möchten. Immer wieder wird es an verschiedenen Stellen die Möglichkeit der aktiven Mitarbeit geben. Wir freuen uns auf Ihre Mithilfe!
Zum anderen hat der LFV im letzten Jahr erstmalig den jährlichen Landesglasaalbesatz durchgeführt. In der vergangenen Woche wurden über 1 Million Glasaale in geeignete Gewässer in NRW besetzt. Die kleinen, nur 0,3 Gramm schweren Glasaale, wurden an der Küste Frankreichs gefangen und innerhalb kürzester Zeit nach Deutschland geliefert. Von der kurzen Dauer vom Fang bis zur Lieferung sowie der frühen Fangperiode versprechen wir uns eine noch bessere Qualität und Gesundheitsstatus der Glasaale. Am Besatztag hat die Firma LimnoPlan zusammen mit zahlreichen Helfern die Tiere in Gewässer der Kulisse 1 besetzt. Dies sind Gewässer, in denen die Aale die besten Chancen auf eine Abwanderung ins Meer haben, da sie die geringste Zahl an Wanderhindernissen aufweisen. Im Vorfeld wurden die Glasaale auf Virenfreiheit untersucht und wurden auch am Besatztag noch einmal auf ihre Vitalität geprüft. Erste Eindrücke des Besatzes haben wir bereits „live“ auf dem LFV-Instagram-Kanal geteilt. Weitere Berichte werden noch folgen.
Um den aktuellen Bestand der verschiedenen Aalstadien zu erfassen, werden unterschiedliche Monitoringmethoden über die nächsten Jahre angewendet. Gerne möchten wir Sie nun und zukünftig informieren, was sich im Projekt bis heute getan hat.
Um die Gelbaalbestände des Rheins zu erfassen, verwenden wir Spezialreusen, die von Nebenerwerbsfischern ausgebracht und kontrolliert werden. Jeweils für vier Monaten sollen pro Nebenerwerbsfischer fünf Reusen exponiert und regelmäßig geleert werden. Für die Erfassung auch jüngerer Stadien, weisen die Reusen eine Maschenweite von 4 mm auf. Die Reusen waren bereits vorhanden und wurden durch das LANUV Fachbereich 26 konzipiert und angefertigt. Diese wurden im Mai und Juli an insgesamt 4 Fischer verteilt und waren erfolgreich im Einsatz. Gestellt werden die Reusen in Ufernähe im Hauptstrom des Rheins. Die Standorte befinden sich im Bereich von Xanten bis Emmerich.
Rudi Hell ist der letzte verbliebene Berufsfischer am Rhein. Im Herbst 2024 erfasste er an 45 Fangtagen Aalfänge hinsichtlich Individuenzahl, Status (Blank- oder Gelbaal), Länge, Gewicht und Fettgehalt. Die Daten werden zur Zeit ausgewertet.
Querbauwerke stellen für Steigaale ein Hindernis dar. An diesen Engstellen bietet es sich an, Steigaalrinnen als Kontrollinstrument und zeitgleich als Überwindungshilfe anzubringen. Steigaale, die das Querbauwerk erreichen, können hier nicht weiterziehen und nutzen zwangsläufig die Steigaalrinne zum Passieren. Die Rinne wurde Mitte Mai in der Bocholter Aa am Wehr Rothe Spieker installiert. Maurice Schiewer vom Anholter Angelverein hat die regelmäßigen Kontrollen der Rinne bis Mitte September übernommen und konnte trotz ungünstiger Pegelstände und Starkregenereignisse zwei Steigaale für die Saison nachweisen. Da sich das Wehr direkt an der niederländischen Grenze befindet und die Niederländer in diesem Jahr keine Glasaale im System besetzt haben, kann man bei den beiden Aalen davon ausgehen, dass es sich um einen natürlichen Zuzug aus dem Küstenbereich handelt. Eine tolle Erkenntnis für das Projekt! In diesem Jahr werden wir noch eine weitere Steigaalrinne in Betreib nehmen und sind auch hier gespannt auf die Ergebnisse.
Insgesamt 40 Aalkörbe wurden landesweit in verschiedenen Fließgewässern installiert. Mit diesen Fanggeräten wurden in den vier Einzugsgebieten (Rhein, Maas, Ems und Weser) über fünf Monate Aale von Anglerinnen und Anglern gefangen und hinsichtlich Länge und Gewicht standardisiert protokolliert. Wir danken allen Teilnehmenden für ihr großes Engagement!
Die Ergebnisse der ersten Fangsaison werden gerade ausgewertet. Es zeigt sich aber jetzt schon, dass der Fang mittels Aalkörbe eine valide Methodik ist, um den Aalbestand qualitativ zu erfassen. Sobald alle Daten ausgewertet sind, werden wir Ihnen davon berichten.
Standort des Sonars während des Lippeprojektes NW-718 in der Lippe bei Wesel (km 3) (links, Blickrichtung flussabwärts), das DIDSON wurde mit einer speziell dafür angefertigten Halterung an einem alten Pegel befestigt (rechts).
In diesem Winter sollten Sonaruntersuchungen in der Lippemündung durchgeführt werden, um abwandernde Aale zu erfassen. Da zu dieser Jahreszeit keine regulären Elektrobefischungen mehr stattfinden, bietet das DIDSON-Monitoring wertvolle Informationen über das Wanderverhalten und den (Blank-)aalbestand der Lippe. Leider hat ein Hochwasser in der Lippe den Pegel, an dem das DIDSON befestigt werden sollte, so stark beschädigt, dass er entfernt werden musste. Zurzeit laufen Gespräche, um einen alternativen Standort in der Lippemündung mit passender Infrastruktur zu finden.
In diesem und im nächsten Jahr werden umfangreiche Elektrobefischungen in der Lippe, Rur, Weser und Ems das Bild zum Aalbestand in den vier Einzugsgebieten ergänzen.
Um ein umfängliches Bild über die Verbreitung des Aals in NRW zu erstellen, sind wir auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Auf unserer Homepage und den sozialen Medien werden wir nun häufiger Umfragen an Sie richten. Bitte beteiligen Sie sich daran!
Die aktuelle Umfrage zur Aalangelei finden Sie unter folgendem Link:
LFV | Aalumfrage
Auch wenn Sie nicht gezielt auf Aal angeln, können uns Ihre Erfahrungen weiterhelfen.
Petri Heil,
Anika Salzmann & Svenja Storm